Effekte osteopathischer Behandlung auf Adipositias im Jugenalter


Stefan Schöndorfer, Stefan Wentzke (SKOM – PrivatSchule für Klassische Osteopathische Medizin)

Studienziel: Untersucht wurde die Frage, ob die osteopathische Behandlung adipöser Jugendlicher im Alter von 12–17 Jahren Einfluss auf das Körpergewicht sowie den Body Mass Index (BMI) hat und welches die häufigsten osteopathischen Dysfunktionen bei Adipositas im Kindes- und Jugendalter sind.

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte klinische Studie, evaluatorblind.

Setting: Die Studie wurde von zwei an der Schule für klassische osteopathische Medizin (SKOM) ausgebildeten Osteopathen im Rahmen einer stationären Adipositasschulung in der Fachklinik-Prinzregent-Luitpold, Scheidegg, durchgeführt.

Patienten: An der Studie nahmen 48 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren mit Adipositas (BMI > 97. geschlechtsspezifische Altersperzentil) teil. Nach geschlechtsspezifischer Stratifizierung wurden mittels Randomisierung 24 Patienten der Kontrollgruppe und 24 der Interventionsgruppe zugewiesen. Ein Teilnehmer der Kontrollgruppe schied im Verlauf der Studie wegen Krankheit aus.

Intervention: Die Patienten beider Gruppen nahmen an einer 4–6wöchigen stationären Adipositasschulung teil. Die Patienten der Interventionsgruppe erhielten einmal pro Woche eine 45minütige osteopathische Behandlung, die zufällig gegen ein Therapiemodul der stationären Adipositasschulung ausgetauscht wurde. Es wurden individuell diejenigen osteopathischen Dysfunktionen im parietalen, viszeralen und kraniellen System behandelt, die in der jeweiligen Behandlungssituation diagnostiziert wurden.

Zielparameter: Primäre Zielparameter waren das Körpergewicht sowie der BMI. Als sekundäre Zielparameter wurden die jeweils befundeten osteopathischen Dysfunktionen bei den Patienten der Interventionsgruppe erfasst und ausgewertet.

Ergebnisse: Der BMI verbesserte sich während der stationären Adipositasschulung in der Kontrollgruppe durchschnittlich von 35,1 auf  32,7 (6,8 %). Die Interventionsgruppe verbesserte sich von 33,1 auf  30,7 um (7,2 %) (p=0,7; 95% CI=-2,1 bis 1,4). Es ist ein Einfluss der osteopathischen Therapie erkennbar, eine Signifikanz liegt nicht vor. Im Follow-up zeigte sich, dass in der Zeit nach dem stationären Aufenthalt eine weitere BMI-Verbesserung in der Kontrollgruppe auf 32,6 und in der Interventionsgruppe auf 29,7 beobachtet werden konnte (p=0,5; 95% CI=-4,5 bis 2,1). Das bedeutet eine Gesamtverbesserung in der Kontrollgruppe um 8,0% und in der Interventionsgruppe um 9,2%.

Schlussfolgerung: Osteopathische Behandlungen im Rahmen einer 4–6wöchigen stationären Adipositasschulung lassen eine günstige Wirkung auf den BMI bei Jugendlichen mit Adipositas erkennen. Das Ergebnis dieser Studie fordert dazu auf, weitere Arbeiten zur Problematik durchzuführen. Für Folgearbeiten scheint es sinnvoll, den Effekt der osteopathischen Behandlung durch eine größere Anzahl von Studienteilnehmern zu untersuchen, wie dies in einer multizentrischen Studie denkbar wäre.