Die osteopathische Behandlung von Frauen mit Gebärmuttersenkung. Randomisierte kontrollierte Studie.

Jacqueline Amendt, Yvonne Thannheimer

Studienziel: Kann eine osteopathische Behandlung, die zusätzlich zu einer physiotherapeutischen Behandlung durchgeführt wird, die Symptomatik einer Gebärmuttersenkung positiv beeinflussen?

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte klinische Studie.

Methoden: Die Studie wurde von zwei an der Schule für Klassische Osteopathische Medizin (SKOM) ausgebildeten Osteopathinnen in privaten Praxen in Kempten und Obersdorf, Deutschland, durchgeführt. An der Studie nahmen 60 Frauen im Alter von 26-65 Jahren (im Mittel 43 ± 8,5 Jahre) mit ärztlich diagnostizierter Gebärmuttersenkung Grad I und II (Pelvic Organ Prolapse Quantification System der International Continence Society) und entsprechender Begleitsymptomatik teil. Durch externe Randomisierung wurden je 30 Frauen der Osteopathiegruppe und der Kontrollgruppe zugeteilt. Vier Frauen schieden während der Studienzeit aus, deren Daten nicht in der Auswertung berücksichtigt wurden. Die Patientinnen der Osteopathiegruppe erhielten 5 befundorientierte osteopathische Behandlungen in zweiwöchigen Abständen. Alle Studienteilnehmerinnen erhielten 6 physiotherapeutische Einzelbehandlungen in zweiwöchigen Abständen und ein Übungsprogramm für den Beckenboden, das selbstständig zu hause über den gesamten Studienzeitraum durchgeführt werden sollte. Als primärer Zielparameter wurden die Symptome der Gebärmuttersenkung (Sheffield Prolapse Symptom Questionnaire, SPSQ) erfasst, sekundäre Zielparameter waren Senkungsgrad und Kontraktionsfähigkeit des Beckenbodens, erhoben durch den Gynäkologen.

Ergebnisse: Im Intergruppenvergleich zeigte sich eine statistisch signifikante Differenz der SPSQ Domänen „Blase“ (Differenz: -9,9; 95% CI: -16,1 bis -3,7; p=0,02), „Darm“ (Differenz: -3,4; p=0,03) und „Lifestyle“ (Differenz: -17,7; 95% CI: -31,9 bis -3,5; p=0,02) zugunsten der zusätzlich osteopathisch behandelten Gruppe. Die Verbesserungen zeigten sich anhaltend bis zu einem Follow-up nach 6 Monaten. Die Symptomdomäne „Prolaps“ verfehlte im Intergruppenvergleich knapp die Signifikanzgrenze (Differenz:

-5,7; 95% CI: -11,4 bis 0,07; p = 0,05), für die Domäne „Sexualität“ zeigte sich keine statistisch signifikante Differenz. Die Verbesserungen der einzelnen Symptomgruppen lagen in der Osteopathiegruppe mit 51% bis 67% höher als die Verbesserungen in der Kontrollgruppe von 31% bis 40%. Der Grad der Gebärmuttersenkung verbesserte sich in beiden Gruppen bei fast der Hälfte der Patientinnen, die korrekte Anspannung des Beckenbodens bei fast zwei Dritteln.      

Fazit: Fünf osteopathische Behandlungen zusätzlich zur physiotherapeutischen Behandlung zeigen Hinweise auf eine Verbesserung der Symptome bei einer Gebärmuttersenkung. Folgestudien, insbesondere mit größeren Patientengruppen und weiteren symptombezogenen Messinstrumenten, wären wünschenswert.