Können
osteopathische Behandlungen die Symptomatik sowie die Häufigkeit
des chronischen Spannungskopfschmerzes verbessern? Randomisierte
kontrollierte Studie.
Dirk
Koralewski, Michael Kothe, Claudia Schröter
Studienziel:
Untersuchung
der Fragestellung, ob osteopathische Behandlungen die Häufigkeit,
Intensität und Dauer des chronischen Spannungskopfschmerzes
verbessern.
Studiendesign:
Randomisierte
kontrollierte Studie.
Methoden:
Drei
an der Still Academy Osteopathie GmbH ausgebildete Osteopathen
führten die Studie in ihren privaten Praxen in Bochum/Gütersloh,
Stuttgart und Bad Lauterberg, Deutschland, durch. An der Studie
nahmen 70 Patienten (11 männlich, 59 weiblich) zwischen 19 und
62 Jahren (im Mittel 38,2
± 11,3 Jahre) mit ärztlich diagnostiziertem chronischem
Spannungskopfschmerz teil.
Der Kopfschmerz musste an mindestens 15 Tagen im Monat anwesend sein,
mit einer durchschnittlichen Intensität von 3 auf einer
numerischen Ratingskala (NRS). Durch
externe Randomisierung wurden je 35 Patienten der Interventionsgruppe
und der Kontrollgruppe zugeteilt. Die Patienten der
Interventionsgruppe erhielten 4 individuelle befundorientierte
osteopathische Behandlungen, basierend auf den osteopathischen
Prinzipien, in zweiwöchigen Abständen mit Follow-up nach 3
Monaten. Die Patienten der Kontrollgruppe wurden nach achtwöchiger
„Wartezeit“ osteopathisch behandelt. Primäre
Zielparameter waren die Anzahl der Kopfschmerztage sowie die Dauer
der Attacken (Kopfschmerztagebuch) und die Schmerzintensität
(NRS). Als sekundärer Zielparameter wurden Lebensqualität
(SF-36) und Medikamentenverbrauch (Kopfschmerztagbuch) erfasst.
Ergebnisse:
Der Intergruppenvergleich zeigte eine statistisch signifikante und
klinisch relevante Verbesserung der Anzahl der Kopfschmerztage pro
Monat (Differenz der Mittelwerte zwischen beiden Gruppen 6,9; 95% CI:
3,2 bis 10,5; p<0,005) und der Intensität (Differenz der
Mittelwerte zwischen beiden Gruppen 0,8; 95% CI: 0,1 bis 1,5; p=0,03)
zugunsten der osteopathisch behandelten Gruppe. In der
Osteopathiegruppe sank die Anzahl der Kopfschmerztage um 52% und die
Intensität verringerte sich um 33%. Die Dauer der
Kopfschmerzattacken reduzierte sich um 35% und auch der
Medikamentenverbrauch sank. Die Lebensqualität, sowohl die
körperliche als auch die psychische Summenskala des SF-36,
verbesserte sich in beiden Gruppen statistisch signifikant während
der Studienphase. Die Follow-up Erfassung in der Osteopathiegruppe
zeigte weitere Verbesserungen: Die Anzahl der Kopfschmerztage
verringerte sich um weitere 52% (Differenz
der Mittelwerte Studienende – Follow-up: -5,8; 95% CI: -9,4 bis
-2,2; p=0,003)
bei gleich bleibender Intensität.
Schlussfolgerung:
Vier osteopathische Behandlungen über einen Zeitraum von acht
Wochen führten zu statistisch signifikanten und klinisch
relevanten positiven Veränderungen der Anzahl der
Kopfschmerztage pro Monat, deren Dauer und Intensität bei
Patienten mit chronischem Spannungskopfschmerz. Weitere
Untersuchungen, insbesondere im Hinblick auf eine Reproduzierbarkeit
der Ergebnisse, einschließlich einem Vorbeobachtungszeitraum
und längeren Follow-up Perioden, wären wünschenswert.