Osteopathische Behandlung von Patienten mit Schulterschmerz. Randomisierte kontrollierte Studie.
Torsten Hinse, Markus Klosterkamp, Thomas Schmitt

Studienziel: Kann die osteopathische Behandlung von Patienten mit Schulterschmerzen zu einer Linderung der Schmerzsymptomatik und zur Funktionsverbesserung führen?

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte Studie.

Methoden: Drei an der Still Academy Osteopathie GmbH ausgebildete Osteopathen führten die Studie in ihren privaten Praxen in Düsseldorf, Stuttgart und Warendorf, Deutschland, durch. An der Studie nahmen 70 Patienten zwischen 25 und 79 Jahren (im Mittel 45,6 ± 13,4 Jahre) mit Schulterschmerzen teil. Die Beschwerden mussten seit mindestens 6 Monaten anwesend sein, durften nicht länger als 1 Jahr bestehen und mussten auf einer visuellen Analogskala einen Mindestwert von 40% erreichen. Durch externe Randomisierung wurden 36 Patienten der Interventionsgruppe und 34 der Kontrollgruppe zugewiesen. Die Patienten der Interventionsgruppe erhielten 5 individuelle befundorientierte Behandlungen, basierend auf den osteopathischen Prinzipien, in Abständen von 2 Wochen mit Follow-up nach 8 Wochen und nach 8 Monaten. Die Patienten der Kontrollgruppe wurden nach achtwöchiger „Wartezeit“ osteopathisch behandelt. Primärer Zielparameter war Schmerzintensität und –häufigkeit, gemessen mit einer visuellen Analogskala (VAS) bzw. Likert Skala. Als sekundäre Zielparameter wurden schulterspezifische Schmerzen und Behinderung (Shouder Pain and Disability Index, SPADI), Lebensqualität (SF-36) und die Häufigkeit von osteopathischen Dysfunktionen erfasst.

Ergebnisse: Der Intergruppenvergleich zeigte eine statistisch signifikante und klinisch relevante Verbesserung sowohl der maximalen (VAS: Differenz der Mittelwerte zwischen beiden Gruppen 41,5; 95% CI: 34,6 bis 48,3; p<0,005) als auch der durchschnittlichen Schmerzintensität (VAS: Differenz der Mittelwerte zwischen beiden Gruppen 40,4; 95% CI: 33,2 bis 47,5; p<0,005) zugunsten der osteopathisch behandelten Gruppe. Die Häufigkeit des Auftretens der Schmerzsymptomatik reduzierte sich (Likert Skala: Differenz der Mittelwerte zwischen beiden Gruppen 1,9; 95% CI: 1,5 bis 2,3; p<0,005). Die schulterspezifische Schmerzsymptomatik und der Grad der Behinderung (SPADI: Differenz der Mittelwerte zwischen beiden Gruppen 14,8; 95% CI: 9,9 bis 19,7; p<0,005) verbesserte sich ebenfalls statistisch signifikant, die physische Komponente der Lebensqualität (KSK: Differenz der Mittelwerte zwischen beiden Gruppen 2,7; 95% CI: -0,07 bis 5,5; p=0,06) verfehlte das statistische Signifikanzniveau knapp. Das erste Follow-up in der Interventionsgruppe zeigte weitere Verbesserungen: Die maximale Schmerzintensität verringerte sich um weitere 26% und die durchschnittliche um 24%.

Schlussfolgerung: Fünf osteopathische Behandlungen über einen Zeitraum von acht Wochen führten zu statistisch signifikanten und klinisch relevanten positiven Veränderungen des Schmerzempfindens sowie der Behinderung bei alltäglichen Verrichtungen bei Patienten mit Schulterschmerz. Diese Ergebnisse stützen die Resultate einer früheren Untersuchung (Bube & Hettasch, 2009) und deuten auf eine Reproduzierbarkeit hin. Weitere Untersuchungen, insbesondere im Hinblick auf eine Bestätigung der Reproduzierbarkeit der Ergebnisse, einschließlich längerer Follow-up Perioden, wären wünschenswert.