Haben osteopathische Behandlungen einen Einfluss auf die Artikulationsfähigkeit bei Vorschulkindern mit Sigmatismus / Schetismus?

Monika Beckewitz-Hübner, Alexandra Kraus (DOK)

 

Studienziel: Das Ziel der Studie bestand darin, zu untersuchen, ob osteopathische Behandlungen zusätzlich zur logopädischen Behandlung einen Einfluss auf die Artikulations- bzw. Sprechfähigkeit bei Kindern zwischen 4 und 6 Jahren haben, die das Bild einer Dyslalie, hier speziell eines Sigmatismus/ Schetismus (/s/-/sch/) zeigen.

Studiendesign: Randomisiert kontrollierte klinische Studie

Setting: Die Studie wurde von zwei, am Deutschen Osteopathie Kolleg ausgebildeten, Osteopathen in Ihren Praxen in Frabertsham und Bad Wiessee durchgeführt. Die Patienten wurden über logopädische Praxen rekrutiert.

Patienten: An der Studie nahmen insgesamt 50 Kinder im Alter zwischen 4 und 6 Jahren teil. Keines der Kinder war schulpflichtig. Die Kinder zeigten alle das Bild eines Sigmatismus und/oder Schetismus. Mittels Randomisierung wurden 25 Kinder der Interventions- und 25 Kinder der Kontrollgruppe zugewiesen. Keines der Kinder ist während des Studienverlaufs ausgeschieden.

Intervention: Die Behandlungsgruppe erhielt 5 osteopathische Behandlungen im Abstand von 2 Wochen. Es wurden individuell, die am Behandlungstag gefundenen osteopathischen Dysfunktionen im cranialen, viszeralen und parietalen System diagnostiziert und behandelt. Gleichzeitig erhielten die Kinder wöchentlich eine logopädische Behandlung. Die Kontrollgruppe erhielt während des Studienverlaufs wöchentlich eine logopädische Behandlung, jedoch keine osteopathische Behandlung.

Zielparameter: Primärer Zielparameter war die Verbesserung der Qualität der Sprechfähigkeit von /s/ und/oder /sch/. Dazu wurden Sprechproben auf Tonband aufgenommen und von einer Logopädin evaluatorblind mittels einer visuellen Analogskala (VAS) bewertet. Als sekundäre Zielparameter wurden die Art und Häufigkeit der osteopathischen Dysfunktionen erfasst.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe verbesserte sich die Qualität der Artikulation (Sprachwert), gemessen mit der VAS von im Mittel 31,4 auf 82,3 Punkten, was einer Verbesserung von 62% entspricht (p<0,0005, 95% CI = 42,1 bis 60,0). Auch in der Kontrollgruppe kam es im gleichen Zeitraum zu einer Verbesserung von im Mittel 24,6 auf 45,5Punkten, was einer Verbesserung von 46% entspricht (p<0.0005, 95% CI = 15,1 bis 26,7). Im direkten Vergleich zwischen der Interventionsgruppe (Osteopathie + Logopädie) und der Kontrollgruppe (Logopädie), ergab sich eine statistische Signifikanz zugunsten der Osteopathiegruppe (p=0,0005, 95% CI = 19,7 bis 40,3).

Schlussfolgerung: Fünf osteopathische Behandlungen zusätzlich zur logopädischen Standardbehandlung, verteilt über einen achtwöchigen Zeitraum, konnten einen klinisch relevanten Einfluss auf die Artikulationsfähigkeit bei Kindern nehmen. Dieses Ergebnis ermutigt, weitere Studien zu dieser Problematik durchzuführen.