Die osteopathische Behandlung der chronischen Epicondylopathia humeri radialis

Geldschläger S.

Fragestellung: Wie erfolgreich ist eine osteopathische Behandlung der chronischen Epicondylopathia humeri radialis, im Vergleich mit einer orthopädischen Behandlung?

Hintergrund: Die Epicondylopathia humeri radialis wird in erster Linie durch eine Überlastung der Handextensoren ausgelöst. Der Schmerz tritt vorwiegend bei Belastung auf. Die betroffene Seite stimmt größtenteils mit der dominanten Hand überein. Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmethoden die jedoch keinen Behandlungserfolg garantieren. Bleibt das Krankheitsbild über einen Zeitraum von sechs Monaten bestehen, spricht man von einem chronischen Verlauf.

Methode: In einer klinischen Studie wurden 53 Patienten randomisiert auf zwei Gruppen (Untersuchungsgruppe = osteopathisch; Kontrollgruppe = orthopädisch behandelte Gruppe) verteilt und über einen Zeitraum von acht Wochen therapiert. Die Behandlung erfolgte individuell auf den Patienten abgestimmt. In der osteopathischen Gruppe wurden rein manuelle Techniken aus den Bereichen: viscerale, craniosacrale und parietale Osteopathie angewendet. Es wurde ganzheitlich konzeptio­nell osteopathisch behandelt. In der orthopädischen Gruppe wurde mit einer breit gefächerten Therapieform, bis hin zu Injektionen mit Cortisonpräparaten behandelt. Es wurden chiropraktische Griffe, Salbenverbände, sowie physikalische Therapieverfahren eingesetzt. Vier gängige Testverfahren wurden verwendet, um Veränderungen des Schmerzzustandes und der Kraftentwicklung auszuwerten. Der Druckschmerztest über dem Epicondylusbereich, der Thomsentest, der Mittelfingerstrecktest und ein Krafttest für die Hand/Unterarmmuskulatur. Zusätzlich wurde ein Fragebogen ausgegeben, um die Begleitumstände zur chronischen Epicondylopathia humeri radialis auszuwerten.

Ergebnis: Es kam zu einem signifikanten Behandlungserfolg bei der Therapie der Epicondylopathia humeri radialis. Es konnte sowohl eine Schmerzreduzierung als auch ein Kraftzuwachs belegt werden. Der Unterschied zwischen den beiden Behandlungsmethoden war jedoch so gering, dass ein Vergleich der Gruppen, im Bezug zu den vier Testergebnissen, statistisch nicht signifikant war. Die aus dem Fragebogen gewonnenen Ergebnisse entsprechen den in der Literatur gefundenen Angaben.

Schlussfolgerung: Die chronische Epicondylopathia humeri radialis ist eine Erkrankung, die erfolgreich osteopathisch behandelt werden kann. Ein signifikanter Unterschied zu einer orthopädischen Behandlung konnte mit dieser Studie nicht nachgewiesen werden. Das hängt jedoch möglicherweise mit dem kurzen Behandlungszeitraum und/oder mit der geringen Gruppengröße zusammen. Es wäre durchaus denk­bar, in einer Folgeuntersuchung diese Studienkriterien zu verändern, und damit zu einem aussagekräftigeren Ergebnis zu gelangen. In jedem Fall spricht jedoch der rein manualtherapeutische Ansatz für eine osteopathische Behandlung der Epicondylopathia humeri radialis. Die möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen einer medikamentösen Therapie entfallen und Folgeschäden können dadurch ausgeschlossen werden. Weiterhin ist der Kostenfaktor zu bedenken, den eine Behandlung verursacht. Eine osteopathische Behandlungsweise wird bei einem Vergleich Kosten/Nutzen jede andere Therapiemaßnahme voraussichtlich weit unterbieten.