Haben osteopathische Behandlungen einen Einfluss auf die Symptome bei Patienten mit chronischer abakterieller Prostatitis/chronischem Beckenschmerzsyndrom ? Eine randomisierte kontrollierte Studie

Sylvia Marx

Hintergrund:

Bei Männern unter 50 Jahren ist die Prostatitis das am häufigsten vorkommende urologische Krankheitsbild. Bakterien werden aber nur in weniger als 5% der Fälle gefunden, es handelt es sich vorwiegend um die chronische abakterielle Prostatitis. Das Beschwerdebild scheint multifaktorell zu sein, so dass mit herkömmlichen Therapien nur selten eine Verbesserung erzielt werden kann.

Studienziel:

Das Ziel dieser Studie bestand darin, zu untersuchen, ob die osteopathische Behandlung eine Verbesserung der Symptome bei chronischer abakterieller Prostatitis/chronischem Beckenschmerzsyndrom bewirken kann.

Studiendesign:

Randomisierte kontrollierte Studie. Follow up 6 Wochen nach Behandlungsende.

Setting:

Die Studie wurde in einer privaten osteopathischen Praxis durchgeführt. Die Patientenrekrutierung erfolgte durch Überweisung von Urologen, über Zeitungsartikel und Vorträge zu diesem Thema.

Patienten:

Insgesamt nahmen 34 Männer mit ärztlich diagnostizierter chronischer abakterieller Prostatitis im Alter von 29 –70 Jahren an der Studie teil. 20 Patienten wurden in die Behandlungsgruppe randomisiert, 14 Patienten erhielten eine Shambehandlung. 1 Patient musste vorzeitig aus der Studie ausscheiden.

Intervention:

Die Behandlungsgruppe erhielt 5 osteopathische Behandlungen, im Abstand von 1 Woche am Anfang bis zu 3 Wochen am Ende (Gesamtdauer 8 Wochen) Die vorgefundenen osteopathischen Dysfunktionen wurden entsprechend den Prinzipien der Osteopathie behandelt. Die Shambehandlung der Kontrollgruppe bestand aus einem Übungs-programm, einer Mischung aus gymnastischen und krankengymnastischen Übungen.

Zielparameter:

Verbesserung der Beschwerden beim Wasserlassen (LUTS), der chronischen Becken-schmerzen (CPPS) und der Lebensqualität. Messinstrumente dazu waren die Fragebögen IPSS (Internationaler Prostata Symptomenscore), NIH-CPSI (National Index of Health/Chronischer Prostatitis Symptomenindex) und der Qol (Lebensqualitätsindex).

Ergebnisse:

Im Vergleich Osteopathiegruppe/Shamgruppe ergaben sich bei allen Parametern statistisch signifikante Unterschiede zu Gunsten der Osteopathiegruppe (p<0.000). Im zeitlichen Verlauf verbesserte sich in der Osteopathiegruppe der IPSS im Mittelwert von 19,7 auf 10,3 Punkte (48%, p=0.000), der NIH von 17,9 auf 8,8 (51%, p=0.000) sowie die Lebensqualität Qol von 4,4 auf 1,8 Punkte (58%, p=0.000). In Gegensatz dazu blieben die Werte der Shamgruppe weitgehend konstant. Beim Follow up 6 Wochen nach der letzten Behandlung zeigte sich, dass die Nachhaltigkeit der osteopathischen Behandlung gegeben war, da es zu keiner Verschlechterung der erzielten Resultate kam.

Schlussfolgerung:

Auf Grund dieser positiven Ergebnisse sollte die osteopathische Behandlung  als ernsthafte Alternative zu den bisherigen Therapien bei der chronischen abakteriellen Prostatitis gesehen werden. Dabei wäre auch eine engere Zusammenarbeit zwischen Urologen/Internisten und Osteopathen wünschenswert. Weitere Studien mit größeren Fallzahlen sollten folgen, um diese Ergebnisse zu erhärten.