Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen bei kongenitalem Torticollis im Säuglingsalter. Eine randomisierte kontrollierte Interventionsstudie

Heinrich Niggemeier, Harald Wilke

Studienziel:

Untersuchung der Hypothese, ob osteopathische Behandlungen im Vergleich zur Standardtherapie („controlled manual stretching“) einen Einfluss auf  den Schweregrad der Symptomatik eines kongenitalen muskulären Torticollis im Säuglingsalter haben.

Studiendesign:                 

randomisierte kontrollierte klinische Studie

Setting:        

Die Patientenrekrutierung erfolgte durch Kontakt mit Krankenhausärzten und Kinderärzten aus der Umgebung von Mülheim und Bochum, den Standorten der beiden an der Studie beteiligten Osteopathen.

Patienten:   

50 Neugeborene und Säuglinge im Alter von 2 bis 45 Wochen (im Mittel 15,4) mit ärztlich diagnostiziertem kongenitalem Torticollis. 26 Säuglinge wurden durch externe Randomisierung der Interventionsgruppe, 24 der Kontrollgruppe zugeteilt. 2 Säuglinge schieden in Verlauf der Studie aus.

Intervention:          

In der Interventionsgruppe fanden drei osteopathische Behandlungen im Abstand von einer Woche statt. Die jeweils vorgefundenen osteopathischen Dysfunktionen wurden nach den Prinzipien der Osteopathie behandelt. Die Kontrollgruppe erhielt im selben Zeitraum von zwei Physiotherapeuten drei Behandlungen mittels „controlled manual stretching“ im Abstand von einer Woche.

Zielparameter:       

Verbesserung der Ausprägung des Torticollis, wobei folgende Parameter erfasst wurden: Einschränkung der Rotation und Seitneigung (Messung mit dem Goniometer), Schwellung des M. sternocleidomastoideus (durch Palpation), Plagiocephalie /Gesichtsasymmetrie (durch Inspektionsbefund) und Häufigkeit der Blickrichtung nur zu einer Seite (durch Befragung der Eltern). Die Bewertung erfolgte durch einen selbst entwickelten Bewertungsscore.

Ergebnisse:           

Sowohl in der Interventionsgruppe als auch in der Kontrollgruppe kam es zu einer signifikanten Verbesserung der Ausprägung des Tortikollis (p=0.000). In der osteopathisch behandelten Gruppe konnte eine 66% Verbesserung erzielt werden, in der Kontrollgruppe dagegen nur um 42%. Beim Vergleich zwischen den Gruppen konnte die statistische Signifikanz zu Gunsten der Osteopathiegruppe nicht ganz erreicht werden (p= 0.097). Auch die Auswertung des sekundären Parameters (Elternfragebogen) zeigte in der Osteopathiegruppe die größeren Veränderungen.

Schlussfolgerungen:      

Die Ausprägung des Tortikollis weist in der Osteopathiegruppe eine größere Verbesserung auf als in der Kontrollgruppe. Dies belegt die klinische Relevanz der Studienergebnisse und bestätigt die Hypothese, dass die osteopathische Behandlung eine Alternative zur Standardtherapie sein kann. Weitere Studien müssen folgen, wobei auch die Nachhaltigkeit der Ergebnisse mittels Follow up untersucht werden sollte.