Osteopathie als Therapie in der Schwangerschaft.

Nistler G., Deutschmann U.

Studienziel: Mit dieser Studie sollte der Einfluss der osteopathischen Behandlung bei Erstschwangeren auf die Länge der Geburt untersucht werden. Weiterhin sollte der Frage nachgegangen werden, in wieweit sich die Intervention auf die Häufigkeit der Geburtskomplikationen und auf das kindliche Befinden des Neugeborenen auswirkt.

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte klinische Studie

Setting: 3 Die Studie wurde von zwei an der Still Academy ausgebildeten Osteopathen in ihren Praxen in Überlingen und Mülheim durchgeführt. Die Patientinnen wurden über mehrere Hebammen und Frauenärzte rekrutiert.

Patienten: An der Studie nahmen 78 Erstschwangere teil (Alter im Mittel 30 Jahre). Mittels Randomisierung wurden 40 der Interventions- und 38 der Kontrollgruppe zugewiesen. Der Beginn der Behandlung lag zwischen der 12. und 16. Schwangerschaftswoche. Im Verlauf der Studie schieden 7 Erstschwangere in der Interventionsgruppe und 4 in der Kontrollgruppe aus. 2 Gebärende konnten nicht in die Auswertung genommen werden, da sie Zwillinge bekamen.

Interventionen: Es fanden 3 osteopathische Behandlungen statt, jeweils nach dem 1., im 2. und im 3. Trimenon der Schwangerschaft. Die Frauen der Kontrollgruppe erhielten keine osteopathische Behandlung. Es wurden individuell die am Behandlungstag gefundenen osteopathischen Dysfunktionen im kranialen, viszeralen und parietalen System diagnostiziert und behandelt.

Zielparameter: Primärer Zielparameter war die Geburtsdauer. Die sekundären Zielparameter mütterlicherseits waren Entbindungsmodus, Anzahl und Art von Geburtskomplikationen, sowie Geburtsver-letzungen. Das kindliche Befinden wurde mit Hilfe des Apgar-Schemas und des Nabelarterien-pH-Wertes dokumentiert. Alle Daten wurden über die Perinatalstatistik erhoben. Mittels Fragebögen wurden Daten für das Befinden von Mutter und Kind gewonnen.

Ergebnisse: Die Geburtsdauer verringerte sich um 3 Std. von 7.7 Std. in der Kontrollgruppe auf 4.7 Std. in der Interventionsgruppe, was einer Verbesserung von 61% entspricht (p=0.088, 95% CI= -0.5 bis 6.5). In der Interventionsgruppe sank die Schmerzintensität während der Geburt um 37%, die Zahl der Episiotomien von 48.6% auf 29.4%. Bei den Geburtsverletzungen und Geburtskomplikationen wies die Interventionsgruppe bei vielen Parametern ebenfalls günstigere Werte auf, wobei sich allerdings keine statistische Signifikanz einstellt. Auf Seiten des Kindes lagen die Nabelarterien-pH-Werte bei der Interventionsgruppe bei 100% der Kinder im Normbereich bzw. bei einer leichten Azidität, im Gegensatz zu 83% bei der Kontrollgruppe.

Fazit (conclusions): Drei osteopathische Behandlungen während der Schwangerschaft konnten einen relevanten Einfluss auf die Geburtsdauer bewirken. Die statistische Signifikanz wurde zwar knapp verfehlt, was daran liegen könnte, dass sich in der Kontrollgruppe einige Ausreißer befanden und die Patientenanzahl nicht ausreichend groß war. Dieses Ergebnis ermutigt, weitere Arbeiten zu diesem Thema durchzuführen, besonders im Hinblick auf die Prävention, ob sich durch gezielte osteopathische Behandlungen in der Schwangerschaft Geburtskomplikationen verringern lassen.